Israel besaß einst eine sehr blühende Presselandschaft und war stolz darauf. Doch deren trauriger Untergang wird durch die Zahlungsunfähigkeit rund um die alteingesessene Tageszeitung „Maariv“ illustriert. Der rechtsgerichtete US-Multimilliardär Sheldon Adelson will jetzt seinen Einfluss stark ausbauen, indem er die Zahlungskrise nutzt. Allerdings wird Adelsons politischer Ehrgeiz mit großem Argwohn betrachtet. Sheldon Adelson, der auch als Förderer des Regierungschefs Benjamin Netanyahu gilt, ist der Besitzer der „Sands-Kette“ und wird derzeit auf Rang acht der Reichsten der Welt mit einem Vermögen von 28 Milliarden Euro geführt. Der Immobilienkönig ist vielseitig tätig, er investiert sein „politisches Spielgeld“ in Präsidentenkandidaten und gründete in Israel sogar die Gratiszeitung „Israel heute“. Adelson hat jüdischen Hintergrund, denn seine Eltern kamen von Osteuropa nach Boston.
„Israel Heute“ ist ein Zuschussgeschäft
Da in der Zeitung keine Anzeigen stehen, ist sie ein reines Zuschussgeschäft. Die Konkurrenzmedien zeigen auf, dass Adelson sich die Zeitung jährlich 10 Millionen Euro kosten lässt, für die täglichen 1,5-Millionen-Auflagen. Der Las Vegas-Casino-Mogul gab sogar siebenmal mehr aus, um die Wiederwahl von Barack Obama zum US-Präsidenten zu verhindern. Allerdings erlaubt Israel keine offiziellen Spenden für die Wahlkämpfe und Politiker im Land und somit ist die viel gelesene Zeitung der ideale Weg für den so ehrgeizigen Präsidentenmacher.
Wer das sein soll, das ist sicherlich jedem klar, denn die gut bezahlten Schreiberlinge der Zeitung machen diese zum Sprachrohr und zum unermüdlichen Verteidiger des amtierenden Ministerpräsidenten Netanyahu. Selbst dessen Frau, die oft zu Extravaganzen neigt, wird stetig von „Israel Heute“ in Schutz genommen.
Adelson schlug zu
Der Besitzer der Maariv-Gruppe musste in der letzten Woche das Handtuch werfen, da er den Schuldenberg, der sich in den letzten 30 Monaten angesammelt hatte, nicht mehr bedienen konnte. Das ließ sich Adelson nicht entgehen und schlug zu: Er kaufte für circa 3,5 Millionen Euro das Nachrichtenportal NRG und die Wochenzeitung „Makor Rishon“, welche die zionistisch eingestellten orthodoxen Juden lesen, aus der Insolvenzmasse. Adelson garantierte für ein Jahr 95% der Arbeitsplätze zum gleichen Gehalt. Dass die politische Tendenz der Wochenzeitung bestehen bleibt, ist aber mehr als fraglich. Damit liegen die einflussreichen hebräischen Medien, die über eine konservative Tendenz verfügen, zukünftig in der Hand von Adelson, sofern das Kartellamt der Kauf genehmigt.